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Hinweis: Der nachfolgende Text erschien zunächst auf Infosperber.ch, einer Online-Zeitung aus der Schweiz. Auch Der-Demokratieblog bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum und unterstützt deshalb die Vielfalt alternativer Medien! Die Rechtschreibung dieses Artikels richtet sich nach der schweizerischen Schreibweise.
Viehtransporte stecken im Suez-Kanal fest
Tausende auf Schiffen zusammengepferchte Tiere warten. Sollte die Verzögerung am Suezkanal noch länger dauern, wird es kritisch.
28. März 2021
von Daniela Gschweng
Wie lange der Frachter «Ever Given» noch im Suez-Kanal feststeckt, ist unklar. Die Auswirkungen auf den internationalen Handel sind bereits erheblich. Hunderte Schiffe können die wichtige Route nicht befahren. Auch Viehtransporte stecken fest.
Mindestens drei Schiffe mit lebenden Tieren an Bord befinden sich bereits an verschiedenen Stellen im Suezkanal, hat der «Guardian» recherchiert, die US-Seite «Bloomberg» hat zehn identifiziert. Eine Nichtregierungsorganisation, auf die der «Guardian» Bezug nimmt, gibt 20 Schiffe an, die an verschiedenen Stellen warten.
Unmittelbar kritisch für die Tiere ist das nicht. Sollte die Verzögerung länger dauern, wird es jedoch eng. Viehtransporte haben in der Regel nur Futter und Wasser für einige Tage an Bord. Falls die wartenden Schiffe einen Hafen anlaufen können, können sie dort Nachschub aufnehmen.
Sollte es länger dauern, gehen Futter und Wasser aus
Den Schiffen, die im Suezkanal feststecken, ist das nicht möglich. «Meine grösste Sorge ist, dass den Tieren das Futter und Wasser ausgehen», sagt Gerit Weidinger, EU-Koordinatorin für «Animals International». Es bestehe nicht nur ein Risiko, dass die Tiere verhungern oder verdursten, auch die Verletzungsgefahr steige. Abfälle und tote Tiere könnten nicht ausgeladen werden. Sie bezeichnet die Situation als «tickende biologische Zeitbombe für Tiere und Besatzung».
Fünf Schiffe haben in Spanien Tiere geladen, neun in Rumänien. Zehn Schiffe transportieren wahrscheinlich Schafe nach Saudi-Arabien, vermutet «Bloomberg». Lebendtransporte in islamische Länder sind üblich, damit die Tiere nach religiösen Vorschriften geschlachtet werden können. Zwei Schiffe mit Rindvieh kommen aus den USA. Eines ist laut dem Wirtschaftsportal seit Dezember unterwegs.
Beste Option: Zurück zum Ausgangsort
Die Bedingungen für Tiere auf Transportschiffen sind unterschiedlich, aber in der Regel beengt und belastend für die Tiere. Krankheiten können sich einfach ausbreiten. Für einen längeren Transport sind die Schiffe oft nicht geeignet.
Sollte die Verzögerung länger dauern, dürfte der Weg zurück zum Ursprungsort für die Reeder die beste Option sein. Jeder andere Weg würde sehr viel länger in Anspruch nehmen. Die Tiere umstandshalber irgendwo auszuladen, verhindern beispielsweise Quarantäneregeln.
Zu lang auf See: 2021 wurden bereits tausende Tiere getötet
2021 wurden bereits tausende Rinder getötet, die Monate auf See verbracht hatten. Wegen Problemen bei den Gesundheitsdokumenten konnten sie am Zielort nicht ausgeladen werden, auch andere Länder verweigerten die Annahme.
Im März töteten die Behörden im Hafen von Cartagena, Spanien, 850 Jungbullen auf der «Karim Allah», weil deren Gesundheitszustand zu schlecht war. Dazu kommen 1800 Tiere auf der «Elbeik», von denen bisher 360 gekeult wurden. Hunderte starben bereits auf See. Tierrechtsorganisationen fordern wegen solcher Vorfälle schon lange, Tiertransporte über weite Strecken zu verbieten.
Die spanische Regierung hat angegeben, dass zumindest keine Tiertransporte mit Destination Jordanien oder Saudi-Arabien mehr ablegen dürfen, bis der Suez-Kanal wieder befahrbar ist. Die rumänischen Behörden haben sich bisher nicht geäussert.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine.
Weiterführende Informationen
- «At least 20 livestock ships caught in Suez canal logjam», The Guardian
- «Stuck in Suez: Thousands of Animals Packed Tight in Ship Hulls», Boomberg
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Massentierhaltung? Bio? Gentechnisch? Zu teuer? Verarbeitende Industrie? Verbände? Lobbys?
Daniela Gschweng
… ist freie Journalistin und schreibt mitunter für den Infosperber, die TagesWoche und die Badische Zeitung.
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